Deggingen. Albhäuser, Sehnsuchtslandschaften und abstrakte Werke von Hannelore Fehse sorgen für die erste Ausstellung im Degginger Bürgerzentrum (BÜZ). Eine angemessene Premiere.
Mit ihrer ersten Ausstellung im neuen Bürgerzentrum hat die Gemeinde Deggingen die Messlatte gleich hoch gelegt. Die Wahl-Deggingerin Hannelore Fehse ist mit ihrer Malerei schon weit über die Region hinaus bekannt, und mit Dr. Gabriele Holthuis hatte Bürgermeister Karl Weber eine erfahrene Kunsthistorikerin ins Haus geholt, die die Vernissagegäste am Freitagabend schnell mit ihrer Begeisterung über Fehses Kunst ansteckte.
Drei Werkgruppen sind im Bürgerzentrum verteilt. Dessen jedem zugänglichen Räume sind von den Lichtverhältnissen und den Proportionen her ausgezeichnet für Ausstellungen geeignet. Im Erdgeschoss empfängt den Besucher Fehses „komponierte Hausarchitektur“, wie Holthuis sich ausdrückte. Obwohl die Farbpalette reduziert ist, und „nur“ unterschiedliche Flächen aufeinandertreffen, ist jedes Haus, jede Scheune identifizierbar. Die Bildtitel helfen dem Gedächtnis auf die Sprünge: Scheunen in Bräunisheim, Blick auf Deggingen, Ortseinfahrt nach Unterdrackenstein, Straße in Nellingen. Holthuis über die erste Werkgruppe Fehses, die von 2008 an entstanden ist: „Die Künstlerin macht aus Häusern Stillleben. Die Bilder strahlen eine poetische Gelassenheit aus, die man nur genießen kann.“
2. Obergeschoss, 2. Werkgruppe: Hier geht es um Landschaften, die ebenso in der Realität existieren wie die Albhäuser. Die Bilder, entstanden seit 1997, heißen etwa Sommerfelder bei Merklingen, Winter auf der Kuchalb oder Landschaft bei Nellingen. Wie die Häuser sind auch die Landschaften stark abstrahiert, strahlen Ruhe aus – als „Sehnsuchtslandschaften“ bezeichnete sie Holthuis – dennoch herrscht hier ein völliger anderer Farbduktus vor. Während die Flächen der Häuser streng voneinander getrennt erscheinen, fließen sie bei den Landschaften ineinander. „Es entstehen Weiten, in denen man sich verlieren kann“, schwärmte Holthuis.
3. Obergeschoss, 3. Werkgruppe: Hier sind abstrakte Arbeiten zu sehen, entstanden zwischen 1997 und 2002, bezeichnet größtenteils mit „Flächenkräfte“. „Wunderbare Kompositionen“, sagte Holthuis, die in einem Großformat, in dem die Farben weiß und gelb aufeinandertreffen, ihren Favoriten in der Ausstellung gefunden hat. „Je weniger, desto klarer, desto besser“, findet sie und machte deutlich: „Klarheit braucht Mut.“
Holthuis Resümee an diesem Abend: „Ein hohes Niveau an Malerei, die sich stets auf das Wesentliche konzentriert. Bei den Vernissagegästen kam die Ausstellung offensichtlich auch sehr gut an: Bei Sekt, Bildbetrachtungen und Gesprächen war das BÜZ an diesem Abend bis 21.30 Uhr sehr belebt.
Info Ausstellungsdauer: bis 2. Dezember. Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 8-12 Uhr, Mo., Mi., Fr..14-18 Uhr.
Bettina Sommer
Geislinger Zeitung am 18. Oktober 2011